Johanniskraut – bringt Licht in die dunkle Jahreszeit
Johanniskraut ist eine der besten schulmedizinisch erforschten Heilpflanzen. Es gibt sehr viele Studien [1], die die Wirksamkeit von Johanniskraut vor allem bei Depressionen, Angst, nervöse Unruhe aber auch bei Migräne, Menopause und Hauterkrankungen belegen.
Sie ist eine anspruchslose Pflanze, die meist um den 21. Juni (Sommersonnwende) herum zu blühen beginnt. So ist es kein Wunder dass sie auch schon von unsere Vorfahren eine wichtige Heil- und Lichtpflanze war. Spannend ist, dass die Einnahme von Johanniskraut in grossen Mengen, tatsächlich die Lichtempfindlichkeit erhöht.
Familie: Hypericaceae
Weitere Namen
Hypericum perforatum, Tüpfelhartheu, Tausendlöcherkraut, Gotteswunderkraut, Johannisblut, Jageteufel, Teufelsbanner, Wundblümli, Färbekraut, Leibwehblume, Nervengroos, Hergottsblut
Botanik
Anspruchslose Pflanze, die meist um den 21. Juni (Sommersonnwende) herum zu blühen beginnt. Sie wird 80 – 100 cm gross und hat einen aufrechten, harten Stängel, der 2 feine Längskanten hat. Die Blätter sind ohne Stiele, eiförmig und ganzrandig. Wenn man sie gegen das Sonnenlicht hält, sieht man viele durchsichtige Pünktchen, daher der Name getüpfeltes Johanniskraut. Die Blüten sind aus 5 gold-gelben Kronblättern zusammengesetzt mit vielen Staubgefässen in der Mitte. Sie sehen aus wie kleine Sonnenrädchen. Sie enthalten dunkle Drüsen mit dem Hauptwirkstoff Hypericin. Wenn man die Blüten zwischen den Fingern zerreibt, färbt sich die Haut davon dunkelrot.
Inhaltsstoffe
Hyperforin (2-4%) Hypericin = rotes Farbpigment (0,1-0,15% im Kraut, 0,2 – 0,3% in Blüten), Flavonoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, äth. Öl, Harz. Heute weiss man, dass nicht nur Hypericin für die Wirkung verantwortlich ist, sondern auch die Flavonoide und Hyperforin.
Wirkungen
Stimmungsaufhellend und somit antidepressiv (Serotonin-Reuptake-hemmer)
angstlösend
stressmindernd
schlaffördernd
reduziert auch körperliche Begleitsymptome von Depressionen wie Rücken- und Kopfschmerzen, Müdigkeit und Magen- und Herzbeschwerden
entzündungshemmend (Flavonoide)
wundheilungsfördernd (Flavonoide)
antibakteriell (Hyperforin, Achtung: lichtempfindlich)
zum Teil antiviral
Nebenwirkung
erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut
Wechselwirkungen
erhöht die Aktivität eines Enzymes, welches auch andere Medikamente abbaut wie z.B:
Immunmodulatoren wie Ciclosporin oder Immunsuppressiva wie Tacrolimus und Sirolimus
AIDS-Mittel
das Herzmittel Digitoxin
das Asthma-Mittel Theophyllin
der Blutdrucksenker Verapamil
das Beruhigungsmittel Midazolam
die Antidepressiva Amitriptylin und Nortriptylin
Zytostatika
AntikoagulanzienÖstrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung („Pille“). Hier kann die Wirkungsabschwächung zu Zwischenblutungen und möglicherweise nicht mehr ausreichendem Empfängnisschutz führen.
Bei einer Dosis von weniger als 900 mg Gesamtextrakt pro Tag und bei Teedosierungen, wurden keine Wechselwirkungen beobachtet.
Aktuelle Anwendungen:
Achtung: bei der innerlichen Verwendung von Johanniskraut kann sich die Lichtempfindlichkeit erhöhen. Bei der äusserlichen Verwendung kommt es nicht zu einer Photosensibiliserung, dennoch sollte danach eine direkte Sonnenbestrahlung vermieden werden.
Innerlich
- Stress
- Leichte bis mittelschwere Depressionen
- nervösen Unruhezuständen
- Angstzustände
- Burnout Syndrom
- Wechseljahrbeschwerden
WICHTIG Wirkung setzt erst nach ca. 8 Tagen ein und entfaltet sich erst nach 3-5 Wochen zufriedenstellend.
Äusserlich
- Wundbehandlung von Schnitt- und Schürfwunden
- Prellungen und Verstauchungen
- Nervenschmerzen und Hexenschuss
- Verbrennungswunden
- Spröde und trockene Haut
Mythologisches
Johanniskraut ist eine Sonnenpflanze und war für unsere Vorfahren eine ganz wichtige Heil- und Lichtpflanze. Da ihre Blütezeit mit dem Zeitpunkt der Sommersonnwende einhergeht, war sie ein wichtiger Bestandteil der Sommersonnwendfeiern. Da die Christianisierung diesen Brauch nicht ausrotten konnte, wurde der Termin einfach um 3 Tage verschoben und dem heiligen Johannes zugeordnet. Daher auch der Name Johanniskraut. Die rote Farbe des Johanniskrautsaftes wurde mit dem Blut verglichen und als Lebenssaft, der die Sonne einfängt, der das Dunkle vertreibt, verstanden. Viele Legenden ranken sich um das Johanniskraut, das allen dunklen Mächten, die Stirn zu bieten vermag. Es soll aus dem Blute Christi entstanden sein, oder aus dem Menstruationsblut der Mutter Gottes oder aus den Tränen, des heiligen Johannes. Dies passte dem Teufel gar, nicht, er soll in seiner Wut die Blätter des Krautes durchlöchert haben. Daher auch die Namen wie Teufelsbanner oder Jageteufel.
Dieses Zitat von einem unbekannten Dichter beschreibt sehr einfach, die vielfachen Wirkungen von Johanniskraut:
Am Waldrand blüht Johanniskraut, sein Öl heilt jede wunde Haut, sein Tee zieht den, der depressiv, nervös verstimmt, aus seinem Tief und nimmt das quälende Rundum der Frau im Klimakterium.
Literatur
[1] https://www.gesundenatur.info/johanniskraut-studien.html
[2]Ursel Bühring, Praxis Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde,Stuttgart, Haugverlag, 2011, ISBN 978-3-8304-7368-8